Warum und wie ich photographiere
Zwei Dinge sollen die Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.
Johann Wolfgang Goethe
Seitdem ich nun selber Mama bin, haben diese Photos noch einmal an Bedeutung gewonnen. Es ist, als würden die Bilder eine Verbindung zu meinen Wurzeln herstellen und die Lebensgeschichte vervollständigen. Und genau das ist mein Antrieb, wenn ich photographiere. Ich möchte Lebenszeugnisse schaffen, mit deren Hilfe Erinnerung erweitert oder gar erst möglich macht. Wie waren die allerersten Momente mit meinem Kind? Wie das tapsige Laufen und wie die leuchtenden Augen bei einer großen Kugel Eis? Wie haben wir später Koch- und Spieleabende miteinander verbracht?
Die meiste Zeit unseres Lebens besteht aus dem Alltag, der spätestens seit der Pandemie zum Großteil zu Hause stattfindet. Es sind die gewöhnlichen Momente, die die Kinder prägen und heranwachsen lassen, der ganz normale Alltag, in dem sie ihre Erfahrungen machen und die Welt entdecken: das gemeinsame Toben im Wohnzimmer mit dem Bruder, der Versuch, Spaghetti zu essen oder das Ablecken des Schabers voller Kuchenteig. Es ist mir wichtig, das Aufwachsen meiner Kinder auf Photos festzuhalten und ihre Kindheit zu dokumentieren.
Ich bin überzeugt, dass das Schöne und Wunderbare im Alltäglichen und Authentischen zu finden ist, im Hier und Jetzt. Photos von diesen Momenten transportieren Lebensgeschichten, weil sie Momente einfangen wie eine flüchtige Berührung, einen Blick oder eine Geste. Sie sind ein Zeugnis des Lebens, die die Erinnerung kultiviert ohne die Gegenwart und Zukunft aus dem Blick zu verlieren. Mit anderen Worten: Sie ist eine persönliche Liebeserklärung an das Leben.