Oder warum Photos von der Geburt eine heilende Wirkung haben können.

Dass ich Geburten photographieren möchte, weiß ich schon lange und vor allem auch lange bevor ich selbst Kinder bekam. Der Weg dahin war nicht immer gerade, aber trotzdem zielsicher, weil der Wunsch beständig blieb. Ich kannte keine Bilder, war also nicht durch das Internet und Social Media informiert, hatte keine Vorstellung, wie Geburtsbilder aussehen könnten, einzig die tiefe Vorstellung, dass diese Stunden besonders seien und das Leben von Grund auf verändern würden, begleitete mich. 

Im Gegensatz zu anderen Ländern ist es in Deutschland noch nicht selbstverständlich, die Geburt photographieren zu lassen. Manchmal muss ich fast lachen, wenn ich in die Gesichter von Menschen schaue, denen ich gerade erzählt habe, dass ich Geburten photographiere. Ich möchte nicht wissen, welcher Film sich innerlich abspielt.

Meiner Meinung nach sollte jede Mutter ein Bild von der Geburt ihres Kindes haben, das den Zauber dieser ersten Momente einfängt. Ich glaube, es würde eine bessere Welt sein, wenn Frauen wirklich verstünden, wie großartig sie sind.

Geburten laufen im persönlichen Erleben verschieden ab: es gibt Geburten, von denen zehrt die Frau ihr Leben lang im positiven Sinn, weil sie weiß, dass sie jetzt alles schaffen kann. Aber es gibt auch Geburten, die möchte frau ganz weit weg wissen, tief eingraben und am besten nicht mehr daran denken. Ich persönlich hatte so eine Geburt. Später entschuldigte man sich bei mir, dass die Hebamme einen schlechten Tag gehabt hätte und müde im Arbeitsleben sei. 

Ich wünschte, ich hätte Photos. Photos von dem Moment, als ich meine Arme nach meinem Baby ausstreckte. Bilder davon, wie mein Mann mich unterstütze, mich hielt und bei mir war. Ich wünschte, ich dürfte sehen, wie stark ich war, wie kraftvoll und leidenschaftlich und wie überrascht wir geschaut haben müssen, als wir das Geschlecht unseres Babys erfahren haben. Ich bin mir sicher, die Bilder hätten eine heilsame Wirkung, weil sie meine Erinnerung auf mich, meinen Mann und unser Baby lenken würde.

Und dann beschenkte mich mein Leben mit einer Bilderbuchgeburt. In der Vorbereitung auf die Geburt nahm ich mir zwei Dinge zu Herzen: Mir war klar, dass ich in meine Hebamme investiere, denn ich wollte es nicht noch einmal dem Zufall überlassen, wer mich in diesen wichtigen Stunden des Lebens begleitet. Und ich wünschte mir Photos. In der Zwischenzeit war ich schon längst Geburtsphotographin geworden und wusste, wie berührend und emotional diese Bilder sind, auf die ich nicht mehr verzichten wollte. Meine Photokollegin Julia begleitete mich und uns an diesem Tag und hat mir damit das geschenkt, wonach ich mich seit Jahren sehnte: Bilder vom ersten Augenblick mit meinem Baby, von der Träne der Freude und Erleichterung. 

Mir gefallen alle Bilder und ich kann sie nicht oft genug ansehen. Eins davon z.B. zeigt mich wehend, während der Blick meiner Hebamme auf mir ruht. Diese fürsorgliche Geste und damit die Erfahrung, dass meine Bedürfnisse und mein Wohlbefinden wahr- und ernstgenommen werden, ist ein Pflaster auf meiner Seele. Danke, liebe Theresa & Julia!

Geburtsphotos können heilen, sie ermutigen und bestärken aber immer und machen Liebe, Kraft und Hingabe sichtbar. Geburtsphotos sind ein Geschenk an sich selbst.