warum es sich lohnt, die Photographin zu sich nach Hause einzuladen.

Jede*r weiß, wenn ein Kind in das eigene Leben einzieht und damit auch mitten in den Alltag, darf viele Momente voller Glück erleben, bekommt aber auch einen ganzen Berg an Mehrarbeit hinzu. An manchen Tagen sogar vor allem Arbeit. So geht es mir zumindest, wenn nach einer wegen des zahnenden Babys durchzechten Nacht die Kinder am Morgen schul- und kitafertig gemacht werden und der erste Kaffee in eine Diskussion mündet, warum der Mittlere zum Frühstück nicht schon ein Eis haben darf. „Fies und gemein“ sei das… sei ich. Tief durchatmen.

Care-Arbeit, ein Wort, das die Arbeit bezeichnet, auf die wir alle angewiesen sind, ob als Baby, Kleinkind, Kind oder Jugendliche*r, aber auch in der Pflege in den Krankenhäusern, Pflegeheimen und Altenheimen und dann, wenn wir aus unterschiedlichen Gründen Dinge des Alltags nicht mehr selbstständig erledigen können. Care-Arbeit brauchen wir alle, sie ist nur nicht gerade in Mode, weil sie nicht anerkannt wird, nicht von uns allen, der Gesellschaft.

Care-Arbeit in der Familie aber auch in der Pflege ist heute immer noch vor allem weiblich, wird nicht oder nur sehr schlecht entlohnt und genießt kein Prestige, obwohl wir alle ihre Vorzüge genießen dürfen. Sie wird oft als selbstverständlich im Privaten vorausgesetzt und in der Pflege die wirtschaftliche Optimierung gesucht, was sich z.B. im Betreuungsschlüssel niederschlägt. Am Anfang der Coronapandemie in 2020 gab es für Pfleger*innen Applaus auf den Balkonen oder bei offenem Fenster, ein Zeichen der Dankbarkeit, eine Lohnsteigerung wäre angebrachter gewesen.

Care-Arbeit macht einen großen Teil des Lebens aus, vor allem des Familienlebens und sie kostet Kraft, Energie, Geduld, Einfühlungsvermögen… und manchmal gefühlt alles, was man hat. Care-Arbeit ist das sich Kümmern um die Bedürfnisse von anderen, ob emotional oder auch ganz praktisch in der Organisation des Alltags. Care-Arbeit ist oft anstrengend, aber manchmal auch schön, nämlich dann, wenn ich merke, dass sie guttut und dann, wenn sie gesehen und wahrgenommen wird.

Ich finde, dass Care-Arbeit in der Familie und in der Pflege eine Aufwertung erleben muss, dass sie endlich als das gesehen werden sollte, was sie ist: das wertvollste, was ich meinen Kindern (und meinen Patient*innen) geben kann, nämlich meine Zuwendung, mein Kümmern, mein Wahrnehmen der Bedürfnisse und das Stillen dieser.

Und das kann ein*e Photograph*in festhalten und im Familienalbum sichtbar machen, ihr, der Care-Arbeit, einen ehrenvollen Platz geben, weil sie nicht selbstverständlich ist, sondern ein Zeichen der Liebe zum Kind: wickeln, halten, trösten, kochen, backen, vorlesen, die Wohnung schmücken, diese immer wieder aufräumen, schlichten, kuscheln, gemeinsam lachen, spielen, toben, tragen, anziehen, helfen, unterstützen, Mut geben….

Photos bezahlen nicht die Miete, sichern nicht die Rente, aber Photos können das Bewusstsein derjenigen ändern, die von Care-Arbeit profitieren aber auch für die, die sie tagtäglich verrichten. DANKE an Euch, Mamas und Papas, die ihr Eure eigenen Bedürfnisse für eine Zeit hinter die Bedürfnisse Eurer Kinder stellt und damit Wundervolles leistet: nämlich das Heranwachsen in Liebe, Fürsorge und Geborgenheit.